Disclaimer: Meine Berichte sollen keine Verallgemeinerungen sein und somit auch nicht ganz Sansibar/Tansania/“Afrika“ abbilden. Bitte seht sie als das was sie sind, individuelle und subjektive Schilderungen von Erfahrungen, die versuchen mein Leben als Freiwillige widerzuspiegeln.

Und da ist er auch schon, der Alltag.

Irgendwie vergingen die letzten vier Wochen viel zu schnell, wenn mir gesagt würde, dass es erst Anfang September ist, dann würde ich es glauben. Und auch wenn die Zeit fliegt, merke ich doch, dass alles irgendwie langsamer und vieles was vor ein paar Wochen noch neu für mich war ist jetzt ganz normal geworden ist. Deshalb möchte ich euch in diesem kleinen Post ein bisschen von meinem Alltag berichten und wie ein normaler Tag (unter der Woche) zurzeit für mich aussieht.

Wach werden

Inzwischen werden ich durch meinen Handywecker und nicht mehr von dem krähenden Hahn vor meinem Fenster geweckt. Vor Allem die ersten zwei Wochen auf Sansibar wollte ich für das Federvieh einfach nur eine Ausnahme bei meinem Veganismus machen und ihm den Hals umdrehen. Es hat sich nämlich dazu entschieden, wie Hähne es so an sich haben, täglich, früh morgens zu unmenschlichen Zeiten Krawall zu machen. Das hat mich Nicht-Dorfkind natürlich geweckt und mir wichtigen Schlaf geraubt. Zumindest bis ich eines Morgens einfach pünktlich 6.30 Uhr aufgewacht bin und mich nicht daran erinnern konnte einen gewissen Herrn schreien gehört zu haben. Also ging ich an diesem Morgen etwas ungläubig zum Zähneputzen und anschließendem kurzen Morgensport. Nach dem Sport bin ich dann auch meistens richtig wach und wenn nicht, dann hilft die Dusche danach. Zum Frühstück esse ich meistens Uji, einen Frühstücksbrei aus Maismehl und Zucker, den ich zum Beispiel mit Banane und Erdnussbutter esse (Mama, ich sehe förmlich wie du dein Gesicht verziehst um „Ihhhh“ zu sagen, es schmeckt aber echt lecker 😊). Das Uji kochen Lina und ich entweder morgens frisch oder bereiten es am Abend vorher zu. Wenn Schüssel und Teetasse wieder sauber im Regal stehen, habe ich meistens noch ein wenig Zeit bevor ich zur Arbeit gehe, diese nutze ich dann im Normalfall einfach dazu Podcasts zu hören.

Tür zu und auf zur Arbeit

Gut zwei Stunden nach dem Aufstehen geht’s für mich zur Haltestelle vom Daladala (Minibus), die Linie 507 bringt mich bis zur Station „Dopopapili“, von dort aus sind es nur gut 10 Minuten bis zum UPENDO. Also, es sind nur 10 Minuten, wenn der Weg bekannt ist, bis vor ein paar Tagen war das noch nicht so richtig der Fall und ich habe vor Eintreffen auf der Arbeit zunächst einen kleinen (semi freiwilligen) Spaziergang durch Stonetown gemacht. Meinen Arbeitstag kann meist in zwei Abschnitte gegliedert werden, vormittags sitze ich im Büro, bereite Unterrichtsmaterial vor und benutze es anschließend für den Englischunterricht in der Nähschule. Nachmittags bin ich im Workshop und nähe. (Ich plane, Euch in einem zukünftigem Blogpost noch mehr über meine Arbeit und das UPENDO Projekt zu erzählen, also war es das jetzt erstmal mit Spoilern 😉)

Morgenspaziergang durch Stonetown nachdem es nachts geregnet hat

Der Heimweg ist meistens gleichzeitig ein absichtlicher Umweg, zum Daladala zurück nehme ich nicht die direkte Route zur nächsten Haltestelle. Stattdessen gehe ich entweder direkt zu einer Haltestelle, die ein bisschen weiter weg ist oder mache eine kleine Tour durch Stonetown. Ich kann absolut verstehen warum so viele Tourist:innen kommen, ich liebe das Gefühl einfach nur durch die Gassen zwischen den (meist) weißen Häusern mit ihren schweren Türen zu laufen während ich von Sonne und einem leichten Wind umarmt werde. Auf der Heimfahrt erkenne ich von Tag zu Tag mehr aus der Umgebung wieder, seien es der große Kreisverkehr an dem der Bus kurz vorm Aussteigen abbiegt oder der Laden an dem Holzbetten verkauft werden.

Häuser in Stonetown auf dem (Um-) Weg nach Haus

Erstmal Tee trinken

Die Nachmittage zu Hause starten bei mir sehr oft mit einer kleinen Teepause, was ich danach mache ist von Tag zu Tag unterschiedlich. Meistens verlasse ich das Kirchengelände wenigstens für ein bisschen, dann gehen Lina und ich beispielsweise auf dem Markt einkaufen, mit Mama Maloda spazieren und zum Supermarkt, spielen mit Michelle und anderen Kindern oder ich nehme mir einfach Zeit zum Zeichnen, Waschen oder Lesen (oder auch hin und wieder mal zum Blogpost schreiben). Nachmittags und abends ist es hier selten still, meistens probt ein Chor oder mehrere gleichzeitig, die kann ich dann in meinem Zimmer teilweise so hören, als stände ich neben ihnen. Das ist für mich oft ein bisschen anstrengend, da ich selbst mit Kopfhörern auf voller Lautstärke nicht die Ruhe habe, die ich mir manchmal wünsche. Vor Allem wenn ich am Küchentisch (der ist in einem halboffenen Gang) sitze fangen die vielen Menschen an, nicht nur auf dem Kirchengelände rumzulaufen, sondern auch ein bisschen auf meinen Nerven. Dann stört es mich, wenn ich das Gefühl habe einfach keinen richtigen Raum für mich zu haben. Wenn ich aber in meinem Zimmer bin, habe ich das Gefühl mich zu sehr von allen abzugrenzen. Naja, ich muss halt lernen mir es in diesem Aspekt irgendwie auch selber recht zu machen.

Im Vergleich zu meinem Essverhalten in Deutschland esse ich hier erst relativ spät zu Abend, meistens zwischen sieben und acht, selten auch erst kurz vor oder um neun. Nach dem Abendessen heißt es dann relativ zeitnah: „Zähneputzen, Schlafanzug an und ab ins Bett“, vor dem Schlafen lese ich dann noch ein bisschen oder schaue ein paar YouTube Videos. Dann werden die Augen zu gemacht und erst geöffnet, wenn ein neuer Tag beginnt.

Ich finde es schön, dass ich jetzt einen Alltag mit gergeltem Tagesablauf habe. Ich fühle mich immer mehr als sei ich wirklich auf Sansibar angekommen und nicht nur „da“.

Disclaimer: Meine Berichte sollen keine Verallgemeinerungen sein und somit auch nicht ganz Sansibar/Tansania/“Afrika“ abbilden. Bitte seht sie als das was sie sind, individuelle und subjektive Schilderungen von Erfahrungen, die versuchen mein Leben als Freiwillige widerzuspiegeln.

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