Disclaimer: Meine Berichte sollen keine Verallgemeinerungen sein und somit auch nicht ganz Sansibar/Tansania/“Afrika“ abbilden. Bitte seht sie als das was sie sind, individuelle und subjektive Schilderungen von Erfahrungen, die versuchen mein Leben als Freiwillige widerzuspiegeln.

Karibu Tanzania!

„Willkommen in Tansania“, das habe ich in den ersten gut zwei Wochen, seitdem ich in Tansania angekommen bin, oft gehört und in diese Zeit möchte ich Euch einen kleinen Einblick geben.

Ankunft in Dar es Salaam

Nach einem längeren Flug, der glücklicherweise ohne große Komplikationen verlief, und einer kurzen Autofahrt standen wir (Lia, Jana, Paula, Johanna und ich) mit einer Ansammlung aus Taschen und Koffern an der Rezeption des Luther Houses, einem Hostel in Dar (es Salaam ) indem wir die nächsten paar Tage verbringen sollten. Auf dem Zimmer hat meine Energie gerade noch dazu gereicht meinen Handgepäckskoffer aufzureißen, zu duschen, einen Wecker zu stellen um schließlich ins Bett zu fallen.

Am Morgen, nach einem Frühstück mit den anderen Freiwilligen ging es dann für mich zur Fähre nach Sansibar, mit all meinem Gepäck. Es war eigentlich nicht geplant, dass ich schon so früh dort sein werde, allerdings hat Sansibar andere Visa-Verfahren als das Festland weshalb es wichtig war, dass ich dort dem Immigration Office einen Besuch abstatte und nicht dem in Dar. Neben dem Office- Besuch habe ich außerdem eine tansanische SIM-Karte gekauft, habe mein Zimmer bezogen und ein paar von den Menschen getroffen, die mich das nächste Jahr über begleiten werden. Darunter sind beispielsweise Lina, meine Mitfreiwillige der ZMÖ (ihren Blog könnt ihr hier lesen https: //meinlerndienstaufsansibar.wordpress.com/ ), Ahadi, ein Mitarbeiter der Kirche hier und Michelle, die große Tochter der Pfarrfamilie Maloda. Bisher machen alle einen sehr netten Eindruck und ich freue mich drauf sie näher kennen zu lernen.

Mein Aufenthalt in Sansibar endete schon um 7 Uhr am Morgen des folgenden Tages, da ging es für mich und Lina nach Dar, wo wir uns mit den anderen Freiwilligen der VEM wieder getroffen haben. Zusammen haben wir Carolin besucht, eine Mitarbeiterin der VEM die in der Kirchengemeinde Kimara arbeitet und bereits viele Jahre in Tansania wohnt. Sie, ein Pastor und ein anderer Mitarbeiter der Kirche haben uns ein paar Tipps gegeben, die hoffentlich dabei helfen werden, dass ich in meinem Freiwilligendienst nicht jedes Fettnäpfchen mitnehmen werde, das mir über den Weg kommt. Außerdem haben wir die Freiwillige kennengelernt, die ein Jahr in Kimara (also in Dar es Salaam) arbeiten wird. Später sind wir zusammen an den Coco-Beach gefahren, es war sehr windig aber auch sehr schön, ich habe den Sand unter meinen Füßen genossen und zum ersten Mal frische Kokosnuss probiert.

Foto vom Coco Beach, Landschaft
Dämmerung am Coco-Beach 

Den nächsten Tag hatten wir frei, also haben wir uns dazu entschieden (auf Empfehlung von Caro) an den Kipepeo Beach zu fahren. Der Strand befindet sich auf der Halbinsel Kigamboni, die kann am schnellsten und einfachsten über eine kleinere Fähre erreicht werden, die die Bucht von Dar durchquert. Vom Kigamboni-Fährhafen aus mussten wir nur in ein Bajaji (Dreiradtaxi) steigen und gut 20 Minuten später waren wir am Strand. Die Sonne schien heiß und ich hatte sehr viel Glück, dass ich am nächsten Tag ohne Sonnenbrand aufgewacht bin.

Skyline von Dar es Salaam
blauer Himmel und weißer Sand am Kipepeo Strand 🙂

Nach dem Frühstück sind wir zu einem englischsprachigen Gottesdienst in der Azania-Front-Cathedral gegangen. Dieser wurde von Anne angeleitet, sie ist deutsche Pfarrerin, wir hatten sie zuvor schon am Coco-Beach kennengelernt. Direkt nach dem Gottesdienst ging es für uns Freiwillige zum Bus nach Morogoro, wo wir die folgenden 2 Wochen verbracht haben.

Kujifunza Kiswahili kwa bidii!

Das war das Programm in Morogoro, „Swahili (die Landessprache Tansanias) mit Anstrengung/ Eifer lernen“. Das Geschah unter Aufsicht von Chuma, unserem Sprachlehrer, der uns morgens in der großen Gruppe von 8 Uhr bis 12 Uhr, mit Unterbrechung für eine kleine Teepause, Grammatik beigebracht hat. Nachmittags, von 14:30 Uhr bis 16 Uhr, haben wir diese dann in kleinen Gruppen mit verschiedenen Lehrer:innen, bei den sogenannten Drills, angewandt. Danach habe ich die Zeit genutzt, um Hausaufgaben zu machen, zu zeichnen, Wäsche zu waschen oder einfach nur zum Karten spielen und Reden mit meinen Mitschüler:innen.

so sah unser Klassenzimmer aus

Das Schulprogramm ging von Montag bis Freitag, an diesen Tagen war mein Tagesablauf relativ ähnlich. Am Samstag hat sich die Gruppe zweigeteilt, gut die Hälfte hat sich dazu entschieden eine Wanderung in die Uluguru-Bergen zu machen, die Anderen waren zu Besuch auf einem Maasai-Markt. Ich konnte mich lange nicht entscheiden, welcher der beiden Gruppen ich beiwohnen möchte, weil beides unglaublich spannend klang, habe mich dann aber am Ende aber dazu entschieden, mit zu dem Maasai-Markt zu gehen.

Ausblick auf die Uluguru Berge
Außerdem gibt es in Morogoro ganz viele Affen (tumbili) 🙂

Der Bus zum Markt fuhr 9:30 Uhr am Samstagmorgen los, die Fahrt dauerte gut 1.5 Stunden, doch die vergingen wie im Flug. Am Anfang der Fahrt haben wir ein paar Lehrer der Sprachschule, die mitkommen wollten, abgeholt und Kishumu, einen ehemaligen Sprachlehrer, der außerdem zu dem Maasai-Stamm gehört. Er hat uns von Traditionen und Lebensweisen seines Stammes erzählt, wobei diese wahrscheinlich nicht auf jeden Abzweig des Maasai-Stamms zutreffen werden, da er sehr groß (mehr als 1 Mio. Mitglieder) und über ganz Tansania und Kenia verteilt lebt. Außerdem sind die Lebensweisen vieler Stammesmitglieder aufgrund von Globaliesierung, Industrialiesierung und Kapitalismus im Wandel, so haben viele von ihnen Motorräder, Handys und tragen mal auch T-Shirt, Shorts und Turnschuhe, so wie Kishumu an diesem Samstag, und nicht unbedingt die roten und blauen Tücher, die als Merkmal der Maasai gelten. Da ich aber nun wirklich keine Expertin auf diesem Gebiet bin, und nichts falsch darstellen möchte, empfehle ich euch, euch selbst ein bisschen mit dem Thema auseinander zu setzen, wenn es euch interessiert. Als Einstieg empfehle ich den folgenden Artikel: https://education.nationalgeographic.org/resource/cattle-economy-maasai (auf Englisch).

Der Markt war relativ groß und in mehrere Teile aufgeteilt. Verkauft wurde alles Mögliche: Taschenlampen, Schuhe, Eimer, Stoffe, Kleidung, Messer und auch Ziegen und Kühe. Ich verstehe, dass die Lebensgrundlage der Maasai als Gruppe, bei dem Essen und Verkaufen von Kühen liegt, also wollte ich mir auch den Teil des Marktes anschauen, wo Tiere direkt getötet und verarbeitet werden. Ich fand es zwar nicht super schön das zu sehen, aber auch nicht schlimm, sondern eher interessant (wenn auch teils ein bisschen ekelig). Kishumu hat versucht uns alles Wichtige zu zeigen und hat gleichzeitig Fragen beantwortet, wenn wir etwas nicht verstanden haben oder mehr zu etwas wissen wollten.

Beendet wurde unser Besuch mit einem Picknick, bei dem uns auch angeboten wurde vom Fleisch zu probieren, ich blieb aber bei Brot und Obst. Ich weiß, dass das vielleicht komisch klingt, aber in diesem Moment hätte ich es (als Person, die kein Fleisch mehr ist) Mental nicht geschafft Fleisch zu essen. Also hatte ich zwei Möglichkeiten: 1) Fleisch essen und vielleicht einen Nervenzusammenbruch bekommen oder 2) kein Fleisch essen und vielleicht mit Unverständnis begrüßt werden. Aus Deutschland kenne ich schon, dass manche Menschen mit Unverständnis auf mein nicht-Fleisch-Essen reagieren also habe ich mich für Option 2 Entschieden. Das Unverständnis kam und ich habe gemerkt, dass es lieb gemeint war, Kishumu und Chuma hatten Mitleid mit mir, weil ich kein Fleisch esse. Jetzt im Nachhinein finde ich das irgendwie amüsant.

Der Sonntag hat mit einem Gottesdienstbesuch auf dem Schulgelände angefangen, dieses Mal war der Gottesdienst auf Swahili, also habe ich nicht so viel verstanden, aber es war trotzdem schön. Nachmittags habe ich mich ein paar anderen Freiwilligen angeschlossen und zusammen sind wir mit Bajajis in die Innenstadt von Morogoro gefahren. Wir sind über den Markt gegangen und haben bei einem SIM-Karten-Laden gehalten, wo Johanna und einer anderen Freiwilligen mit ihren SIM-Karten-Problemen geholfen wurde.

Am letzten Freitag unseres Morogoro-Aufenthaltes haben wir uns nach einem verkürzten Schultag in kleine Gruppen aufgeteilt, um den Köchinnen in der Küche beizuwohnen und verschiedene tansanische Gerichte zu kochen. Ich war in der Makande- Gruppe, Makande ist ein Gericht aus einem stärkehaltigen Mais, Bohnen und Kokosmilch, die Bohnen und der Mais wurden für uns vorgekocht also mussten wir uns nur noch um die Kokosmilch kümmern. Zuerst mussten wir das Fruchtfleisch aus den aufgeschlagenen Nüssen entfernen, dazu haben wir spezielle Hocker, mit einem integriertem Schabewerkzeug benutzt. Im nächsten Schritt haben wir das Fruchtfleisch in 2 Durchgängen mit Wasser ausgepresst, jetzt musste die Kokosmilch nur noch gesiebt werden und schon waren wir fertig. Die frische Milch haben wir in den Topf mit dem Mais und den Bohnen gegeben und dann war das Makande im Prinzip schon fertig. Die anderen Gruppen haben unter anderem Pilau (gewürzten Reis), Maandazi (frittierten Teig), Chipsi (Pommes), Njegere (einen Eintopf mit Erbsen) und Chapati (eine Art Pfannkuchen) gemacht.

Jetzt musste das ganze Essen nur noch gegessen werden, das haben wir während unserer Abschlussfeier gemacht. Für die wurde mehr vorbereitet, als ich anfangs dachte. Schon am Morgen wurden riesige Boxen aufgestellt und am frühen Nachmittag kam sogar ein DJ, der Hof war geschmückt und es kamen verschiedene Gäste. Als es schon dunkel war und alle gegessen hatten, wurden die Zeugnisse verteilt, danach haben wir getanzt und ein paar Spiele gespielt. Damit endete auch schon der Sprachkurs und schon ein paar Stunden später, am nächsten Morgen, saßen wir im Bus nach Dar es Salaam.

Insgesamt waren wir 17 Freiwillige von unterschiedlichen Organisationen, wir alle haben uns inzwischen über das Land zu unseren Einsatzstellen verteilt, wo wir die nächsten 10 bis 12 Monate verbringen werden.

Die VEM-Freiwilligen und Lina haben noch zwei Nächte in Dar verbracht, bevor es auch für uns zu unseren Einsatzstellen ging. Für mich ist das, wie ihr vermutlich alle wisst, das UPENDO Women’s Project auf Sansibar, genaueres dazu erzähle ich euch in einem zukünftigen Blogpost.

Bis dahin, Tutaonana badaye 😊

Disclaimer: Meine Berichte sollen keine Verallgemeinerungen sein und somit auch nicht ganz Sansibar/Tansania/“Afrika“ abbilden. Bitte seht sie als das was sie sind, individuelle und subjektive Schilderungen von Erfahrungen, die versuchen mein Leben als Freiwillige widerzuspiegeln.

 

 

One Responses

  • Hugo

    Danke für den Bericht und schön, Dich bald hier zu begrüßen. Wir wünschen Dir und Lina eine wundervolle und unvergessliche Zeit. Karibu Zanzibar, Susanne und Hugo 🙋‍♀ 🙋‍♂

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