Rubengera

Fast vier Wochen ist es jetzt her, als ich abends in Rubengera angekommen bin. Mittlerweile habe ich angefangen in der „Indatwa school“ zu arbeiten und mich immer besser im Ort zurechtzufinden.
Wenn ich die letzten drei Wochen revue passieren lasse, ist meine Gefühlswelt besonders von Überforderung, aber noch viel mehr von Dankbarkeit geprägt.

Montag, der 26. September – heute beginnt in Ruanda nach den Ferien die Schule wieder und für mich ein neuer Arbeitsalltag. Als ich um sieben Uhr vor dem Tor der „Indatwa school“ stehe, habe ich keine Ahnung, was der Tag für mich bereit hält. Um mich herum stehen hunderte Kinder in blauer Schuluniform und mit einem Rucksack auf dem Rücken. Dazwischen stehen einige Lehrer und Schwestern in weißen Kitteln verteilt und begrüßen Eltern, die ihren Kindern mit den neuen Schulmaterialien helfen. Auch ich werde von vielen Lehrern flüchtig begrüßt, doch die ganze Situation ist unübersichtlich und hektisch. Schließlich werde ich von Benjamin (er ist so eine Art Schulleiter) empfangen und begrüßt. Nach einer kurzen Unterhaltung nimmt er mich mit in eine Klasse im oberen Stockwerk des neuen Schulgebäudes. Er begrüßt die Schüler und auch ich stelle mich vor. Bevor er den Klassenraum verlässt, fragt er ob ich den jetzt ein bisschen Englisch mit den Kindern machen könne bis ein anderer Lehrer kommt. Wenige Sekunden später stehe ich alleine vor der vierten Klasse. 36 Augenpaar sind auf mich gerichtet, gespannt wartend auf meine Anweisungen. So beginne ich also mit einer Namensrunde und versuche die Zeit mit ein paar Kennlernfragen rum zubekommen. Die Überforderung ist mir wahrscheinlich deutlich anzusehen, zu mindestens werden die Kinder auch immer lauter und mir gehen die spontanen Ideen aus. Nach über einer Stunde erscheint endlich ein Lehrer in der Klasse und erlöst mich aus der überfordernden Situation.
Der restliche Tag verläuft allerdings etwas entspannter. Ich begleite einige Lehrer in ihren Klassen, unterhalte mich mit einigen Angestellten und bekomme viele Räume des Schulgebäudes gezeigt. Dennoch bin ich nach diesem Tag froh endlich um 17 Uhr nachhause zu gehen und mich den ganzen neuen und unerwarteten Situationen entziehen zu können.

Schulgebäude der Indatwa school Rubengera

Die „Indatwa school“, in der ich arbeite, wird von der Schwesternschaft „Abaja ba kristo“ geleitet, genauso wie eine „technical secondary school“, eine Bäckerei, Schneiderei und vieles mehr in Rubengera. Die Schule ist relativ neu und umfasst eine Nursery (Kindergarten) und Grundschule (momentan nur erste bis vierte Klasse, zukünftig aber bis zur sechsten Klasse), in denen über 500 Schüler*innen lernen. Eines der Schulgebäude ist ebenfalls ganz neu errichtet mit großer Mensa, Computerraum und Bibliothek und wurde erst in der Woche vor Schulstart eingeweiht.

Klassenzimmer der Indatwa school

Mittlerweile habe ich schon mehr als drei Wochen in der Schule verbracht. Viele Kinder kennen bereits meinen Namen und ich nun auch die meisten Lehrern*innen und Schwestern in der Schule. Auch der Schulalltag wird mir immer vertrauten mit Schulbeginn um 7:30 Uhr und dem Ende um 16.30 Uhr. In der Zeit habe ich viele Lehrer*innen in ihrem Unterricht begleitet und nicht nur die „Primary school“ sondern auch die „Nursery“ kennengelernt. In den Pausen kann ich beim Verteilen des Porridges (ein dickflüssiger Brei aus Maisgrieß gemacht) helfen oder auch beim Lunch das Essen an die über 300 Grundschüler austeilen.

Der Ausblick von den Klassenräumen ist einfach genial

Seit letzten Montag habe ich nun einen festgelegten Stundenplan, sodass ich jetzt genau weiß, zu welcher Zeit ich in welchem Unterricht mitwirke. Es wird wahrscheinlich noch ein bisschen Zeit brauchen, bis ich meine Rolle im Unterricht gefunden habe und bis ich selbstbewusst den Unterricht übernehmen kann. So gelingt es in manchen Stunden sehr gut, dass ich den Lehrer z.B. beim Kontrollieren von Hausaufgaben unterstützen kann. In manchen Stunden ist meine Aufgabe allerdings noch nicht so klar, in wieder anderen Stunden werde ich vom Lehrer aufgefordert die Stunde zu übernehmen, sodass ich wieder alleine vor der Klasse stehe. In solchen Momenten fällt es mir noch schwer mich in die Rolle eines Lehrers einzufinden.

So sind die Tage an der Schule recht abwechslungsreich, aber auch sehr lang. An manchen Tage schaffe ich es auf Grund von Meetings und anderen Besprechungen erst um sechs oder später nachhause zu gehen. Nach solchen langen Tagen bin ich froh abends mit den Schwestern essen zu können. So muss ich am Abend nicht noch selbst kochen, sondern lerne auch die ruandische Küche besser kenne, denn von Kochbananen, Maniok, Süßkartoffeln, Dodo, Baumtomaten und einer typisch ruandischen Erdnusssoße gibt es am Buffet immer eine gute Auswahl.

Der Blick aus dem Fenster meines Hauses

Auch wenn die Arbeit an der Schule mich in den letzten Wochen doch in vielen Situationen sehr herausgefordert hat, lebe ich mich immer besser in meinen neuen Alltag in Rubengera ein. Ich kann es kaum glauben, dass ich bereits schon einen Monat hier lebe, denn vieles fühlt sich immer noch so ungewohnt an. Dennoch bin ich für vieles hier so dankbar, wie das große Haus, indem ich mit Jonas (ein anderer deutscher Freiwilliger) zusammen leben darf, die Herzlichkeit der Schwerstern oder alle Kontakte, die ich in der Schule schon knüpfen konnte.

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