Schön, dass ihr wieder eingeschaltet habt!

11.03.2023: Einer der aktivsten Vulkane Javas bricht aus. Mount Merapi. Erstmal nichts Besonderes. Zur Besonderheit wird es anscheinend erst, wenn man ganz in der Nähe wohnt. Z.B. in Salatiga. So wie ich. Als die Nachricht es auch in die Tagesschau geschafft hat, habe ich einige interessierte bis besorgte Anfragen aus Deutschland bekommen, ob ich nicht auch auf Java lebe. Ja, und sogar ziemlich nah am Vulkan: nur 31 km entfernt. Glücklicherweise steht aber zwischen meinem Wohnort und dem Merapi noch ein anderer Vulkan, der im Moment schläft. So kam es, dass ich hier tatsächlich nichts mitbekommen habe. Weder Rauchwolken noch Ascheregen. Das lag vor allem daran, dass der Wind in die entgegengesetzte Richtung blies. Meine Schule liegt jedoch schon etwas näher in Richtung Merapi und dort lag auf den parkenden Autos eine feine, grau-weiße Schicht Asche. Nur einen Monat zuvor war ich noch auf dem Vulkan. Die Jeep-Tour dort hinauf war Teil eines Schulausflugs mit der Mittelstufe. Schon ein merkwürdiges Gefühl, dort gewesen zu sein nur ein paar Wochen bevor der Berg Lava speit.

Am Tag nach dem ersten Ausbruch (derer waren einige hintereinander, mal kleiner, mal größer, mal nur heiße Luft, mal Lava) wollten sich dann einige Lehrer aus meiner Schule die Sache ein bisschen genauer anschauen und haben mich eingeladen mitzukommen. Kurzerhand setzten wir uns also nach der Schule zu fünft in den grau beschneiten Opel Blazer und tourten los – direkt in Richtung des gerade ausbrechenden Vulkans. Je näher man kam, desto unheimlicher und unnormaler sah alles aus. Die Büsche und Bäume waren grau, die Autos und Dächer mit einer feinen Ascheschicht überzogen und auf den Straßen staubte es, wie wenn man durch eine Wüste fahren würde. So stell ich mir das zumindest vor. Nach einigen kurvigen Serpentinen bergauf und bergab kamen wir dann an unserem Ziel an. Eine Ausguckplattform ganze 8,5 km vom Gipfel entfernt. Dort oben angekommen haben wir uns mit dem Besitzer über das Ausbruchsgeschehen unterhalten. Er sagte, dass wir hier sicher seien. Die Risikozone gelte bis zu 7 km vom Krater entfernt. Dadurch, dass wir auch auf einer ziemlich hohen Erhebung waren, war ich vielmehr fasziniert als besorgt.

Graue Dörfer

Im Tal zwischen uns und dem Vulkan, der zu der Zeit leider mit Wolken (nicht aus Rauch, sondern aus Wasser) bedeckt war, konnte man graue Landschaften und Dörfer erblicken. Dort wo wir standen, war natürlich auch überall eine dicke, graue Ascheschicht. Nach einigen Fotos machten wir uns wieder auf den Heimweg und Kilometer um Kilometer sah die Welt wieder farbenfroher aus.

Aschestaub

 

 

 

 

Übrigens gilt rund um den Berg bis heute (einen Monat nach dem Ausbruch) Warnstufe 3 (siaga) von 4 und nach wie vor quellen Rauch und Lava aus dem Inneren der Erde hervor. Mit „Obacht“ oder „Vorsehen“ könnte man das Wort übersetzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Das gleiche könnte man auch über die Frucht sagen, die ich zwei Tage danach das erste Mal gegessen habe. Sie kann bis zu drei Kilo schwer werden und hat ringsum große, harte Stacheln (= duri-duri). Indonesische Substantive werden i.d.R. mit der Endung -an gebildet. * Daher der Name: Durian. Wenn man die grün-braune Frucht mir scharfem Werkzeug, viel Gewalt und Vorsicht öffnet, kommt das hellgelbe bis blass-rötliche Fruchtfleisch zum Vorschein. Noch spannender als das Aussehen ist jedoch der Geruch. Das Aroma wird von leicht süßlich bis zu verwester Zwiebel oder gar Tierkadaver beschrieben. Das ist auch der Grund, warum es in einigen südostasiatischen Ländern verboten ist, die Frucht an öffentlichen Plätzen und bspw. in Hotels zu essen. Soweit mal eine eher objektive Beschreibung. Ich persönlich finde den Geruch nicht ekelerregend. Wenn man an einem der etlichen Durian-Stände vorbeikommt, ist aber tatsächlich ein unangenehmer Geruch wahrnehmbar. Beim Essen jedoch empfand ich es nicht so. Ich hab zwei Sorten probiert: Eine süße und eine süß-bittere Geschmacksrichtung. Die Erstere fand ich superlecker! Sehr süß mit eventuell einem Hauch von Mandel und süßer Zwiebel. Die bittere Variante hatte aber einen Touch Leberwurst-Geschmack, während sie süß schmeckte. Da hat‘s mich kurz gehoben. Wer sich noch bisschen tiefer wenigstens mit Worten in die Frucht einfühlen möchte, dem empfehle ich den Wikipedia-Artikel. Vor allem der Abschnitt „Flavour and Odour“ ist eine wirklich lesenswerte Lektüre.

Durian
Durianstand

 

 

 

Ich genieße Durian

*Beispiel: Das Wort „Ungerechtigkeit“ wird wie folgt gebaut. Tidak=nicht, ke– … –an = Substantivierung (so wie das deutsche „-keit“); adil=gerecht. Also heißt das Wort: Ketidakadilan. Logische Sprache! 😊

 

Wie immer möchte ich betonen, dass die Sachen, die ich hier schildere, nur meine persönliche Perspektive darstellen und auf keinen Fall die vielfältige Realität Indonesiens einfangen können und sollen.

Was auch immer euch bewegt, schrrreibt’s in die Kommentare. 😊

Bis zum nächsten Mal!

One Responses

  • Sylvia Großhennig

    Du siehst nicht wirklich aus als würdest du die Frucht genießen😉…….
    Dein Bericht vom Vulkan liest sich so locker aber es ist ja schon ein blödes Gefühl, in der Nähe eines aktiven Vulkans zu leben. Gut, dass ihr wieder heil zurück gekommen seid. Bleib behütet!
    Liebe Grüße Sylvia und Tobias

    Antworten

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