Schön, dass ihr wieder eingeschaltet habt!
Um 5.00 Uhr hat mich die letzten Tage der Wecker aus meinen Träumen gerissen. Dann habe ich mich frisch gemacht, getrunken, mein Pausenbrot vorbereitet und wurde um kurz vor 6 Uhr vom Schulleiter abgeholt. Zusammen sind wir dann 25 Minuten zur Schule den Gunung (Berg) Merbabu hochgefahren und als Erste an der Schule eingetroffen. Dort angekommen durfte ich im Direktorat mein Frühstück verspeisen und bis zum Morgenapell warten. Währenddessen treffen die ca. 30 Lehrkräfte und 270 Schüler*innen ein. Um 7.15 Uhr geht’s dann mit der Schulhymne, einer kleinen Morgenandacht, Ankündigungen für den Tag und der Überprüfung der Anwesenheit los. Danach beginnen die ersten Unterrichtsstunden. Ich habe verschiedene Lehrkräfte in die Klassen begleitet und habe schon Englisch-, Sport-, Reli- und Projektunterricht mitbekommen. Es ist sehr spannend zu beobachten, wie sich die Jugendlichen in unterschiedlichem Alter verhalten und wie sehr es mich an sowohl meine eigene Schulzeit als auch an meine Schulpraktika, die ich schon gemacht habe, erinnert. Die jüngeren Schüler*innen sind mutig und offen und sprechen mich einfach an (oder rufen „Good morning, Sir“ über den ganzen Hof), während die meisten älteren Jungs und Mädels mir erstmal mit Zurückhaltung begegnen. Nach der Mittagspause um 12.30 Uhr geht’s dann nochmal in den Unterricht, bis sich um 14.30 Uhr alle auf den Heimweg machen. Erschöpft und voll von neuen Eindrücken habe ich dann den restlichen Tag Zeit, um mich auszuruhen, zu telefonieren oder die Stadt zu erkunden. Der Tag wird dann nebenan im Wohnheim mit einer Abendandacht abgeschlossen, wonach ich mich schon bald aufs Ohr hauen kann, damit ich am nächsten Morgen die Frage „Bagaimana kabarmu? Sehat?“ (Wie geht’s dir? Bist du fit/gesund?) mit einem „Ya, sehat. Terimakasih!“ beantworten kann.
So oder ähnlich wird mein Alltag in den kommenden Wochen aussehen. Weil ich gute Fortschritte in Bahasa Indonesia gemacht habe, bin ich jetzt anscheinend bereit, um mir in der Schule alles einmal anzuschauen. Aber tatsächlich klappt es jetzt schon einigermaßen mit der Sprache: Wenn jemand langsam und deutlich mit mir spricht, kann ich schon echte Konversationen führen – vorausgesetzt es sind nicht viele unbekannte Wörter dabei. Wenn aber Leute schnell, leise und mit Maske reden (oder der Regen viel zu laut aufs Vordach prasselt) habe ich keine Chance auch nur ein einziges Wort zu verstehen. 😉 Der Sprachkurs ist also vorbei und ich kann die einzelnen Bereiche der Sion Foundation (schwerpunktmäßig die Schulen) genauer erkunden und mithelfen, wo Unterstützung gebraucht wird. Das freut mich sehr! Die erste (Schul-)Woche war schon sehr vielseitig, spannend und erfüllend.
Ein sehr cooler Ausgleich zum Sprachkurs in den letzten Wochen waren zwei Seminare bzw. Workshops, die von der VEM und den Kirchen vor Ort durchgeführt worden sind. Ich durfte an beiden teilnehmen, weil es eine gute Möglichkeit für mich war, Land, Leute und noch einiges anderes kennenzulernen. Das erste Seminar dauerte knapp eine Woche und ich habe gelernt, welche Rolle verschiedene Einzelkirchen Indonesiens im Kontext des „disaster management“ einnehmen und welche Maßnahmen gegenüber Vulkanausbrüchen, Flut oder Erdbeben getroffen werden. Es waren Stellvertreter*innen aus Kirchen und Stiftungen von sechs verschiedenen Inseln Indonesiens mit dabei. Es war sehr spannend, verschiedene Akzente, Geschichten und Konversationen mitzubekommen.
Exkurs: Toll war natürlich auch, dass wir rund um die Uhr mit leckerem Essen versorgt wurden. Von Reis in verschiedenen Variationen, Tofu, Tempe, Gemüsesuppen, bis gebratenem Hühnchen und Fisch war alles dabei. Ab und zu war das ein oder andere Gericht aber richtig scharf. Weil ich es von zuhause (Herzliche Grüße an der Stelle 😊) nicht gewohnt bin scharfe Mahlzeiten einzunehmen, muss ich hier bei der ein oder anderen Beilage richtig aufpassen – viele Menschen, mit denen ich bisher gesprochen haben, nehmen sich obendrein gerne extra Chillies oder scharfe Sauce. In dem Zusammenhang habe ich inzwischen schon öfter gehört: „Sobald du lernst, scharf zu essen, wirst du flüssig Bahasa Indonesia sprechen können!“ Ich bin mir da ja nicht so sicher…
…einmal war ich in einem Nudelrestaurant, in dem es unzählige Nudelgerichte gibt, die jeweils acht verschiedene „Schärfelevels“ auszeichnen. Für mich wurde dann vorsichtshalber das Level 0 bestellt. Genau richtig! Das war dann schon würzig, aber noch aushaltbar für mich. Das nächste Mal arbeite ich mich dann zum nächsten Level vor. Mal sehen, wie weit im Verlauf des Jahres komme! 😉
Beim Seminar war es supercool, dass ich dort drei Mitarbeitende aus dem VEM-Regionalbüro in Asien kennengelernt habe. Mit ihnen habe ich neben Indonesisch auch Englisch sprechen können und habe deswegen viel mit ihnen geplaudert. Ich habe über internationale Zusammenarbeit gesprochen, über die verschiedenen Sichtweisen auf wichtige gesellschaftliche Fragen und einfach viele gute Gespräche geführt. Im Seminar habe ich insgesamt viel über die Sprache und die vielfältigen Hintergründe, Denkweisen und Lebensentwürfe verschiedener Personen gelernt. Eine wunderbare Zeit!
Nach wie vor fühle ich mich in der Gastfamilie und dem Umfeld hier sehr wohl und erlebe und lerne viele neue Sachen. Ich bin gespannt, wie ich in der Schule Fuß fasse und wo ich dort letztendlich mitarbeiten werde.
Ich hoffe, euch interessieren meine kleinen Geschichten und was ich euch sonst berichte. Falls ihr Themenvorschläge habt, oder Dinge, die ihr schon die ganze Zeit wissen wollt, meldet auch gerne bei mir!
Soweit für diesen Beitrag. Bedenkt bitte, dass die Sachen, die ich hier schildere nur meine persönliche Perspektive darstellen und auf keinen Fall die vielfältige Realität Indonesiens einfangen können und sollen.
Was auch immer euch bewegt, schrreibt’s in die Kommentare. 😊
Bis zum nächsten Mal!
One Responses
Schön, von dir zu hören.Ist es eigentlich schön warm, dort, wo du bist? Liebe Grüße aus dem grauen Germany. Genieße die Sonne!!