Du bist was du denkst! 

Stell dir bitte vor du sitzt in einem kleinen Propellerflugzeug. Im Cockpit steht Osama aus Saudi-Arabien. Er schaut dich an, du siehst etwas in seiner Hand aufblitzen, ein Ring aus Silber kommt zum Vorschein. Was ist Osamas Aufgabe? 

Du sitzt in dem kleinen Propellerflugzeug. Im Cockpit steht Charlie aus Deutschland. Sie schaut dich an, du siehst etwas in ihrer Hand aufblitzen, ein Ring aus Silber kommt zum Vorschein. Was ist Charlies Aufgabe? 

 

Es ist kurz nach zwölf, als sich Vivien und Hendrik entscheiden Richtung Stadtzentrum aufzubrechen. Sie müssen zuerst den kleinen Hof durchqueren. Wenn man die Augen schließt, riecht es nach Erde und frisch geschnittenem Gras. Eine kleine domestizierte Hecke säumt den gepflasterten Pfad, welcher sich zwischen Baum und Wiese den Weg zum gusseisernen Tor bahnt. Ein paar braune Stühle und Tische wurden eng an die orange-rote Mauer gestellt, welche den Hof begrenzt.
Lucy ist bereits um acht Uhr abgeholt und zu ihrer Projektstelle gebracht worden. Für sie hat der Freiwilligen-Dienst bereits vor einem Monat begonnen!
Hendrik grinst die Security an, der großgewachsene Mann trägt Springerstiefel mit einer grünen Jeans, die Hosenbeine hat er sich in die strenggebundenen Stiefel gesteckt. Darüber trägt er eine grüne Jacke mit roten Schulterpartien. Ohne diese würde er sich kaum vom ganzen Grün der Umgebung abheben. Ein gepresstes “Muraaaoo” kommt zwischen Hendriks Lippen hervor. Der Sicherheitsbeauftragte schaut ihn fragend an und runzelt die Stirn, sagt jedoch nichts. Währenddessen hüpft Vivi geradezu beflügelt, den steilen Abhang hinter dem Tor hinunter. Nach einem kurzen Blickwechsel mit dem Mann flüchtet Hendrik ihr mit einem großen Hechtsprung hinterher. Dabei zieht er vor Freude die Beine dicht an den Körper. Ein leiser Knall ertönt, als seine Turnschuhe auf den Teer der Straße aufkommen. “Auf geht’s zur Innenstadt!”, ruft Vivi. Geschwind flitzen die beiden die Straße hinunter, dabei fangen sie vor lauter Aufregung an zu kichern.
Ein Mann mittleren Alters, gekleidet in einem grauen Anzug mit lachsfarbener Krawatte, schaut sie von der gegenüberliegenden Straßenseite an. Sein Blick scheint sich gar nicht lösen zu wollen. Hendrik zwinkert und nickt ihm zu, dabei streckt er ihm seine Finger zu einem Peace-Zeichen geformt entgegen. “Bitte reagiere und gib mir ein Zeichen zurück”, denkt er sich. Im Gesicht des Mannes zuckt kurz ein Mundwinkel nach oben. Doch da sind die beiden schon um die nächste Straßenecke verschwunden und der Anzugträger ist nicht mehr in ihrem Blickfeld.
Wie eine große Wolke legt sich die Geräuschkulisse einer großen dichtbefahrenen dreispurigen Straße auf ihre Ohren. Ein leichter Flimmer liegt auf dieser. Die Sonne scheint alles Leben runter Richtung Boden zu drücken. Das Summen der heranbretternden Motoradtaxis, ihr Hupen und jenes der SUVs, welches zugleich ohrenbetäubend wie melodisch ertönt, vermischt sich mit Wortfetzen der sich unterhaltenden Menschen. Es wirkt so als würde Maschinen und Menschen unter sich und miteinander kommunizieren.
Die Nasen der beiden werden von den Abgasen betäubt!  Begleitet von einem leichten Kratzen legt sich der Kohlenstoff auf ihre Gaumen! “Kannst du es auch schmecken?”, fragt Hendrik Vivien. Sie antwortet nur mit einem kleinen Nicken.
Je weiter sie den Hügel hinunterlaufen, desto trockener wird die Luft. Auch der Wind, welcher weiter oben noch für eine kurze Abkühlung gesorgt hat, ist hier verschwunden. Hier sind mehr Menschen unterwegs, durch die vielen Füße wirbeln sie die Erde auf und roter Staub kommt empor. Hinter den beiden laufen ein paar Schulkinder, sie wirken ausgelassen. “Vermutlich gerade Schulschluss”, denkt sich Hendrik. Ungefähr fünf Meter zu ihrer Rechten sitzen zwei Männer mittleren Alters auf ehemalig weißen Plastikstühlen. Durch den roten Boden haben diese einen leicht vergilbten Ton angenommen. Vor den beiden stehen zwei kleine gläserne Tassen und eine durchsichtige Kanne mit schwarzem Tee. Ein leichter Dampf steigt empor, als der rechte Mann dem Linken etwas in die Tasse schüttet. Durch einen hochfliegenden Spritzer, welcher auf der Hand des Linken landet, zuckt dieser kurz zusammen. Sein aufmerksamer Blick löst sich kurz von Vivien und Hendrik.
Drei großgewachsene Jungs bahnen sich ihren Weg den Hügel hoch. Bis auf ein paar glänzende Schweißperlen auf ihrer Stirn verrät nichts, dass sie gerade einen steilen Hügel bei knallender Mittagshitze hochstapfen. Als sie die Zwei entdecken verstummt ihr noch eben lebhaftes Gespräch. Vier braune und zwei grüne Augen richten sich zuerst auf Vivien’s Gesicht, dieses hat mittlerweile einen starken Stich ins Rote bekommen. Danach wandern ihre Blicke runter und verharren kurz auf ihren nackten Füßen, welche nur von Birkenstocks vorm Boden geschützt sind. Angespannt schaut sich Hendrik um! Seine Augen fangen nahezu panisch an alles links, rechts und vor ihnen abzuscannen!
Zwischen Viven, Hendrik und den drei großen Jungs läuft noch eine Mutter mit vier kleinen Kindern. Alle sind zwischen vier und sieben Jahren alt. Sie hält ein Kind an ihrer Hand, während die anderen wild um sie herumhüpfen und lautlachen!
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hebt eine Schar von Leuten einen ungefähr 90cm breiten und 50cm tiefen Gang aus. So sind viele von ihnen nur zur Hälfte zu sehen, ihre Beine verschwinden zum Teil bereits im Boden. Ein Mann mit Dreitagebart stützt sich auf seine Schaufel. Er spricht mit seinen Kollegen und deutet dann auf die zwei Neuankömmlinge! Er ruft “Muzungo!” Das Händchen haltende Kind dreht sich um! Ein von hinten links herandonnerndes Motorradtaxi hupt! Die Schulkinder rücken auf! Hendriks Hand wandert zur Hosentasche und greift nach seinem Handy! Sein Blick erspäht im Gewusel eine Polizeimütze! Die Schulkinder überholen! Eins reckt die Hand Richtung Himmel, wedelt diese von rechts nach links und sagt: “Hi!” 

 

Welche Aufgabe hat Osama? Welche hat Charlie? Denkst du auch rassistisch? 

 

 

Bei Fragen, Gedanken, Kritik oder Anregungen schreibt mir gerne! Bitte denk dran, wir sind hier alle am Lernen.
Mail: hendrikziemann@outlook.de
Insta: hendrik_zi  

 

 

 

English Version 

You are what you think!  

Imagine please, you’re sitting in a small propeller plane. Osama from Saudi Arabia is in the cockpit. He looks at you, you see something flash in his hand, a ring of silver comes out. What is Osama’s job?  

You’re in that little propeller plane. In the cockpit is Charlie from Germany. She looks at you, you see something flash in her hand, a ring of silver comes out.
What’s Charlie’s job? 

 

It is shortly after noon when Vivien and Hendrik decide to leave for the city center. You must cross the small yard first. When you close your eyes, it smells like earth and freshly cut grass. A small domesticated hedge borders the paved path, which makes its way between trees and meadows to the cast-iron gate. A few brown chairs and tables were placed close to the orange-red wall that borders the courtyard. 
Lucy was picked up at eight o’clock and taken to her project site. Her volunteer year started already a month ago.
Hendrik grins at the security, the tall man wears jumping boots with green jeans, he has put his trouser into the tightly bound boots. On top of that he wears a green jacket with red shoulder parts. Without it, he would hardly stand out from all the greenery of the surroundings. A pressed “Muraaaoo” emerges between Hendrik’s lips. The security officer looks at him questioningly and frowns but says nothing. Meanwhile, Vivi jumps down the steep slope behind the gate. After a brief exchange of views with the man, Hendrik flees after her with a big pike jump. In doing so, he pulls his legs close to his body for joy. A soft bang sounds as his sneakers rise on the tar of the road. “Let’s go to the city centre!” shouts Vivi. The two run fast down the road, while they start giggling because of excitement.
A middle-aged man, dressed in a grey suit with a salmon tie, looks at them from across the street. His gaze doesn’t seem to let go at all. Hendrik winks and nods at him, holding out his fingers towards him shaped like a peace sign. “Please respond and give me a respond back”, he thinks to himself. In the man’s face, a corner of his mouth twitches up. But the two have already disappeared around the next street corner and the man in the suit is no longer in their sight.
Like a big cloud, the sound of a large, crowded three-lane road lies on their ears. There’s a slight flicker on this one. The sun seems to be pushing all life down towards the ground. The humming of the oncoming motorcycle taxis, their horns and that of the SUVs, which sounds both deafening and melodic at the same time, blends with the words of the people talking. It seems as if machines and people are communicating with each other and with each other. Their noses are stunned by the exhaust fumes!  Accompanied by a slight scratch, the carbon settles on your palate! “Can you taste it too?” asks Hendrik Vivien. She only answers with a small nod.
The further down the hill, the drier the air becomes. Also, the wind, which provided for a short cooling down further up, has disappeared here. Here are more people on the move, through the many feet they stir up the earth and red dust comes up. Behind them there are a few school children running, they seem exuberant. “Probably just finished the school day”, Hendrik thinks. About five meters to their right are two middle-aged men sitting on former white plastic chairs. Due to the red ground, they have taken on a slightly yellowed tone. In front of the two are two small glass cups and a transparent pot of black tea. A light steam rises as the right man pours something into the cup of the left. Due to a high-flying splash, which lands on the left hand, the left hand shakes briefly. His attentive gaze is briefly detached from Vivien and Hendrik.
Three tall boys make their way up the hill. Except for a few shiny sweat pearls on their foreheads, nothing indicates that they are stepping up a steep hill in the blazing midday heat. When they discover the two, their lively conversation stops. Four brown and two green eyes first turn to Vivien’s face, which has now got a strong stitch in the red. After that, her eyes wander down and remain briefly on her bare feet, which are only protected from the ground by birchstocks. Hendrik looks around with suspense! His eyes start scanning everything left, right and in front of them almost in panic!
Between Viven, Hendrik and the three big boys there is a mother with four small children. All are between four and seven years old. She holds a child by her hand while the others are jumping wildly around her and laughing loudly!
Across the street, a crowd of people dig out a passage about 90cm wide and 50cm deep. Many of them are only half visible, their legs partially disappear into the ground. A man with a three-day beard leans on his shovel. He talks to his colleagues and then points to the two newcomers! He shouts, “Muzungo!” The hand-holding child turns around! A motorcycle taxi rumbling from the back to the left honks! The schoolchildren are moving up! Hendrik’s hand goes to his pocket and reaches for his cell phone! His gaze spies a police hat in the bustle! Overtake the school kids! One reaches out to the sky, waving it from right to left and says, “Hi!”  

 

What is Osama’s job? Which one does Charlie have? Did you think like a racist aswell? 

 

If you have some questions, Criticism, thoughts or suggestions write me a message! Keep in mind we are all learners.
Mail: hendrkziemann@outlook.de
Insta: hendrik_zi 

2 Responses

  • Marion Kuhn-Ziemann

    Hey, ein echter Auftakt für einen Roman: dicht, schnell und spannungsgeladen. Kennst Du die Geschichte vom Elefanten Elmar noch?
    LG Marion

    Antworten
    • Hendrik Ziemann

      hallo, dankeschön! ne kannte ich nicht mehr. Habs aber mal gerade nachgeschlagen. Spannende Geschichte! Worauf möchtest du hinaus?

      Antworten

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