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Mobiles Netz ist nicht schneller als daheim – aber auch nicht langsamer. Zum Großteil sitze ich jedoch nicht im Starbucks (obwohl hier in der kleinen Stadt erst kürzlich der erste geöffnet hat), sondern in diversen anderen Cafés. Neben den vielen verschiedenen Speisen, durch die ich mich probiere, spielt Kaffee trinken hier eine wichtige Rolle für viele Menschen – irgendwie genauso wie in Deutschland, obwohl dort der Kaffee aus Brasilien, Vietnam oder Indonesien eingeschifft wird und hier die kostbare Bohne auf dem nächsten Vulkan wächst. Ich finde es cool und auch spannend, dass ich mir hier im Café direkt neben meinem Haus (Café tanacoffee) fast den gleichen Cappuccino bestellen kann wie im Café BiOToP in Bamberg. Erstaunlicherweise öffnen die Läden erst nachmittags. Viele Gäste trinken ihren Kaffee bis in die späten Abendstunden. Meine Kaffeeerfahrung (yes, 3 „e“) aus Deutschland ist, dass entweder früh nach dem Aufstehen, vormittags auf der Arbeit oder nachmittags bei Kaffee und Kuchen getrunken wird – und normalerweise nicht abends. Das find ich schon sehr lustig! Wenn ich also abends in einem meiner Stammcafés bin, greife ich lieber auf einen Ingwertee oder heiße Schokolade zurück.
Eine Anekdote: In eben diesem Café (Frame Coffee House – bitte auschecken, falls du irgendwann mal in Salatiga bist) habe ich eines Tages mal wieder mit Victor gesessen und eine Erdbeerschokolade genossen. Victor ist einer der jüngeren GKJTU-Pfarrer, der Englisch sprechen kann und mich gleich in der ersten Woche, in der ich hier war zum ngopi (Kompositum aus ngobrol=unterhalten und kopi=Kaffee) eingeladen hat. Seitdem quatschen wir dort regelmäßig über Fußballnews (AC-Mailand Fan), Theologie, gesellschaftliche Probleme oder die neuesten Entwicklungen in der GKJTU. Jedenfalls war ich da das erste Mal bei einem Stand-Up Comedy Abend. Das Erste, was mir in den Sinn kam, war: „Uff, ob ich da irgendwas verstehe…?“ Es stellte sich heraus, dass es ein superlustiger Abend geworden ist. Natürlich habe ich die „lustigen Wörter“ noch nicht gekannt, aber ich hatte ja meinen Übersetzer neben mir sitzen. Der Abend war jedoch nicht so entspannend, wie ich mir das vorgestellt hatte. Weil nur ca. 25 Menschen in dem Laden Platz finden können, war ich gleich von Beginn an der Einzige, mit dem die Comedians crowdwork gemacht haben. Ich wurde von den Moderatoren und im Anschluss von fast allen Sprechern angeplaudert – wo ich denn herkomme, was ich lustig fände, ob ich dieses und jenes verstanden hätte, usw. Ich musste also die ganze Zeit voll konzentriert bleiben, damit nicht einer von den Humoristen einen Gag mit mir machen wollte und ich es ihm vermasselte. Einige Sachen haben sie dann auch auf Englisch übersetzt, was noch mehr dazu beitrug, dass der Abend wirklich sehr beschwingt war.
Aber man kann das heißgebrühte Getränk hier nicht nur genießen, sondern auch erleben, wie und wo die Bohnen für den fertigen Kaffee herkommen. In Ngaduman, dem höchstgelegenen Dorf am Berg Merbabu, steckt der Kaffeeanbau und dessen Produktion noch in den Kinderschuhen. Der Hauptgrund dafür scheint das Misstrauen der meisten Farmer zu sein, die lieber auf den konventionellen und hier üblichen Anbau von Gemüse setzen und das Risiko des noch relativ neuen Kaffeebusiness nicht eingehen wollen. Jedoch ist der Hang des Berges auf ca. 1700m ü. NN dafür tatsächlich gut geeignet. Sogar die wertvollere und beliebtere Kaffeesorte Arabica kann dort aufgrund der kühleren Nächte gut gedeihen. Erst kürzlich war ich dort mit dem Pfarrer des Ortes (Victor) und habe eine Menge über den Kaffeeanbau, die Ernte und die verschiedenen Verarbeitungsprozesse gelernt. Die reifen, roten Kaffeekirschen werden hier händisch vom Baum gepflückt, gesammelt und je nach Methode fermentiert und/oder gewaschen (washed, honey bzw. natural method. Oben im Titelbild zu sehen). Die äußere Haut und das Fruchtfleisch werden entfernt, bis nur nach die zwei Samen (=Kaffeebohne) umgeben von einer weiteren Haut, übrig bleiben. Diese kann erst nach der Trocknung entfernt werden. Zuletzt wird die sehr harte, leicht süßlich schmeckende, grüne Bohne geröstet, damit sie schließlich gemahlen wird und durch tausend mögliche Zubereitungsweisen in unsere Tassen und Gläser gelangt.
Wer sich noch tiefer einlesen will, z.B. hier: Deutscher Kaffeeverband
Eine erwähnenswerte Spezialkaffeeart aus Indonesien ist der „Kopi Luwak“. Der Luwak (Fleckenmusang) ist ein kleines Katzentier, das sich an den Bergen hier herumtreibt und auf dessen Diät unter anderem auch die Kaffeefrucht steht. Nachdem die ganze Frucht, samt Samen, verschlungen ist, suchen die „Ernteleute“ (ich weiß nicht, ob das ein Ausbildungsberuf ist ;)) das Katzenklo auf und sammeln die halbverdauten, ganz natürlich im Darm der Katze fermentierten Bohnen ein. Dann wird die Bohne geröstet, der Kaffee zubereitet und das Getränk kann für teuer Geld getrunken werden. Wohl bekomm’s!
Wie immer möchte ich betonen, dass die Sachen, die ich hier schildere, nur meine persönliche Perspektive darstellen und auf keinen Fall die vielfältige Realität Indonesiens einfangen können und sollen.
Was auch immer euch bewegt, schrrreibt’s in die Kommentare. 😊
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