Schön, dass ihr wieder eingeschaltet habt!
Jetzt habe ich schon die Hälfte meines Freiwilligendienstes erreicht und merke, dass ich viele Seiten mit Geschichten und Gedanken füllen könnte. Sehr viele positive Gedanken und Erfahrungen, aber genauso negative und herausfordernde. All dies konnte ich zum Glück schon mit meinen Mitfreiwilligen im Zwischenseminar Ende Januar austauschen. Wir haben uns in der Großstadt Malang (im Osten Javas) getroffen und viel über Erlebnisse und Schwierigkeiten gesprochen, die sich bisher so angehäuft haben. Es war sehr entspannend und angenehm mal wieder mit echten Menschen vor Ort Deutsch zu sprechen. Einfach vor sich hinplappern und nicht vor jedem Wort überlegen, wie man das jetzt ausspricht und wie der Satz danach weitergehen könnte. Schon krass, was Sprache ausmacht.
Denn sowohl in der Schule als auch in allen anderen Lebensbereichen ist das Thema Sprache zentral. Ich fühle mich zwar schon viel sicherer auf Indonesisch, jedoch ist es nach wie vor schwer meine Gefühle und Interessen richtig auszudrücken. Ich habe jetzt schon umfassend erlebt, was es heißt aufgrund der Sprachbarriere keine Witze machen und verstehen zu können. Die grundlegende Verständigung ist dabei (nach einem halben Jahr) nicht mehr das Problem, sondern vielmehr die Distanz in vielen Gesprächen, weil ich nicht alles verstehe und keine spontanen Gedanken und Gefühle beitragen kann. Dadurch fühle ich mich manchmal fremd und ausgeschlossen, obwohl ich Teil der Gruppe bin. Das war mir vor der Ausreise in dem Ausmaß nicht bewusst. Die Sprachprobleme können schnell dazu führen, dass man sich komplett anders verhält und wahrgenommen wird als man eigentlich ist. Ich glaube, daraus kann ich lernen, dass ich nicht vorschnell über Leute urteile, die bspw. der deutschen Sprache nicht mächtig sind, und eventuell nur deshalb vielleicht verschlossen sind, oder sich nicht so verhalten, wie ich mir das in meinem kurzsichtigen Hirn wünschen würde. Bei mir merke ich z.B., dass ich mich viel stiller und introvertierter verhalte, als ich es eigentlich normalerweise bin. Dass das nach sechs Monaten in einigen Situationen noch so sein wird, hatte ich nicht erwartet.
But back to Business: Wir drei UEM-Freiwillige und drei weitere der EMS konnten dank Eva, die sich in Malang schon auskannte, die volle Vielseitigkeit der Stadt erkunden. Wir haben viele verschiedene Cafés und Lädchen besucht und haben tolle Ecken in Malang und Umgebung entdeckt. Im Gegensatz zu meiner „Heimatstadt“ Salatiga ist das schon eine echte Großstadt: Mit großen Häusern, großen Straßen und großem Lärm. Hier ein paar Eindrücke dazu:
Zum Großteil waren wir aber natürlich fleißig! 😉 Auf dem Gelände der GKJW (Christliche Kirche Ost Javas) haben wir jeden Tag diskutiert, reflektiert, gegessen, gegrübelt, gegessen, Inputs gelauscht, in Gruppen gearbeitet und über zukünftige Aufgaben und Herausforderungen nachgedacht. Durch das Seminar habe ich nochmal neue Perspektiven auf meine Erfahrungen sowie auf das, was noch vor mir liegt, eingenommen.
Nun ist seit dem Seminar auch schon einige Zeit in das Land gezogen. Ich bin erstmal so richtig ins Schulleben eingetaucht. Schon seit einigen Wochen bin ich jetzt sowohl in der Berufsschule als auch in der Mittelschule als Englischhilfs-/teamlehrer tätig. Manchmal eben eigenverantwortlich, manchmal unterstützend in einzelnen Unterrichtsphasen und manchmal auch interessiert zuschauend und lernend, weil die Lehrkraft etwa gerade auf Prüfungen vorbereitet oder die Schülers ihren ersten „application letter“ verfassen. Eine spannende Erfahrung war, dass ich bei den praktischen Prüfungen in Musik und Englisch der Mittelstufe mithelfen durfte. Neben der verantwortlichen Lehrkraft habe auch ich einen Beurteilungsbogen bekommen und eine Zweitevaluation ausgefüllt. Die Aufgabe in Musik: Liedvortrag (instrumental oder gesanglich); Englisch: Ein Rezept präsentieren, das sich die Kids vorher selbst ausgedacht haben. Die meisten haben Fruchtsäfte, Salate oder Jasuke (Jagung + Susu + Keju -> bitte mal ausprobieren 😊) gezaubert. Sehr cool, witzig und (fast alles) lecker!
Wie immer möchte ich betonen, dass die Sachen, die ich hier schildere, nur meine persönliche Perspektive darstellen und auf keinen Fall die vielfältige Realität Indonesiens einfangen können und sollen.
Was auch immer euch bewegt, schrreibt’s in die Kommentare. 😊
Bis zum nächsten Mal!
4 Responses
Herzlichen Dank für den erneuten Einblick, Manuel. Lass es dir weiterhin gut gehen ❤️
Danke dir, Ruth! 🙂
Lieber Manu, danke, dass Du uns durch die Rundbrief ein Stück an Deinem Leben teilnehmen lässt. Es ist so spannend und interessant zu lesen. Bleib weiterhin behütet und gesegnet und genieße die Zeit in Indonesien. Liebe Grüße Sylvia und Tobias
Vielen Dank, ihr beiden 🙂