Hallo ihr Lieben,
Ich melde mich nach längerer Zeit nun auch mal wieder zurück. Meine letzten 4 Wochen waren super spannend, überfordernd, überwältigend und toll.
Ich bin endlich in Remera Rukoma angekommen – Das Dorf, das nun für ein Jahr mein Zuhause sein wird. Um ganz genau zu sein, lebe ich in der South Province (Provinz), in Kamonyi (Distrikt), Rukoma (Sektor), Remera Rukoma (Village). So werden die einzelnen Regionen Rwandas nämlich aufgeteilt und bezeichnet. Es geht von Provinz zu Distrikt zu Sektor zu Zelle und schließlich zu einem einzelnen Dorf.
Ein Bild von meinem Weg zur Schule und der Ausblick über den ganzen Distrikt
Nach meiner Ankunft hier wurde mir erstmal mein Wohngelände und mein Zimmer gezeigt. Ich lebe alleine in einem gemütlichen Zimmer mit Bad direkt daneben. Über einen kurzen Flur kann ich dann in den Essraum und die Küche gelangen. Die Küche habe ich bis jetzt noch gar nicht richtig eingeweiht, da meine Mentorin, Sister Marie-Jeanne, mir vorgeschlagen hat, den ersten Monat doch mit ihr zusammen Mittag- und Abendessen zu genießen, sodass sie mir mal ganz unterschiedliche rwandische Gerichte zeigen kann. Das fand ich natürlich eine sehr coole Idee und daher werde ich wohl erst nächsten Monat erleben, wie es ist, jeden Tag für sich selbst zu kochen.
Ein Beispiel für ein Abendessen bei meiner Mentorin (von links: Reis mit Erdnussauce, Bohnen und Maniok)
Direkt am zweiten Tag habe ich dann den Gottesdienst der Gemeinde der EPR (Eglise Presbyterienne au Rwanda) hier in Rukoma besucht, bei dem mich Sister Marie-Jeanne und Marceline, eine jüngere Schwester aus der Schwesterngemeinschaft meiner Mentorin, begleitet haben. Im Vergleich zu den Gottesdiensten, die ich in Deutschland besucht habe, war es doch ein anderes Erlebnis. Zum Glück hat mir meine Mentorin vieles übersetzt, so konnte ich dem Ablauf folgen und habe auch etwas von der Predigt verstehen können. Nachdem ungefähr 6 Chöre nacheinander verschiedene Lieder auf Kinyarwanda präsentiert haben und eifrig mitgesungen und -getanzt wurde, durfte ich mich dann noch mit Mikrofon vorne vorstellen (in kinyarwanda natürlich 🙂 ) und das hat erstaunlich gut geklappt. Nun bin ich als neues Mitglied in der Gemeinde bekannt und akzeptiert, das freut mich sehr.
Das nächste Abenteuer für mich startete dann am Montag, den 26.09., als die Schule in Rwanda wieder angefangen hat. Meine Haupt-Einsatzstelle ist die Boarding-School (= Internat) Groupe Scolaire Remera Rukoma. Das ist eine weiterführende Schule, in der Schüler*innen von der 7. bis zur 12. Klasse unterrichtet werden. Am ersten Tag hat sich dann nach ein paar Gesprächen herausgestellt, dass ich Englisch unterrichten soll und zwar mit dem Fokus auf „speaking excercises“, also Übungen, die den Schüler*innen helfen sollen, mehr Englisch zu sprechen und sich besser ausdrücken zu können. Da die Klassen meistens mit 50-60 Schüler*innen gefüllt sind, bleibt im normalen Englischunterricht nicht immer Zeit, um auch das Sprechen mit allen zu üben und ich soll daher meinen Fokus nur auf das Sprechen legen.
Das ist das Eingangstor der Boarding School, das ich jeden Tag durchquere
Soweit so gut. Dass ich Englisch mit den Schüler*innen üben kann, fand ich gar nicht schlecht und konnte ich mir auch grundsätzlich vorstellen, doch als ich dann am Nachmittag direkt alleine eine 11. Klasse unterrichten sollte, war ich leider komplett überfordert und habe gemerkt, dass meine Erwartungen und die meiner Verantwortlichen in der Schule doch etwas auseinandergehen. Die ersten Tage waren für mich geprägt von großer Überforderung und ich fühlte mich in meiner Rolle als “Englischlehrerin“ sehr unwohl, da ich weder qualifiziert dazu bin, zu unterrichten, noch gewohnt bin, vor einer riesigen Klasse zu stehen und dort etwas abzuliefern. Doch nach mehreren Gesprächen mit meiner Mentorin und dem Master of Education der Schule habe ich dann die Möglichkeit erhalten, vormittags in einer anderen Schule um die Ecke im Kindergarten zu arbeiten und nur noch nachmittags in der Boarding School zu unterrichten. Außerdem wurden meine Klassen von der 11. und 12. zur 7.,8. und 10. Klasse geändert, womit ich mich schon wohler fühle.
Die Schule, in der ich im Kindergarten arbeite, heißt Groupe Scolaire Indangamirwa und schließt sowohl einen Kindergarten (Nursery School), eine Grundschule (Primary School) und eine weiterführende Schule (Secondary School) mit ein. Die Arbeit mit den kleinen Kindern von 3-6 macht mir auf jeden Fall Spaß, allerdings gibt es auch hier einige Herausforderungen. Der Kindergarten in dieser Schule gleicht in meinem Verständnis eher einer Vorschule, da die Kinder in richtigen Klassenräumen sitzen und auch schon verschiedene Unterrichtsstunden haben. Bei uns gibt es circa 140 Kinder und 3 Lehrkräfte, wodurch die Klassen immer relativ voll und manchmal natürlich auch laut sind. Um so viele Kinder in Schach zu halten, wird in der Klasse auch viel Wert auf Disziplin und Gehorsam gelegt. Dadurch, dass ich sowohl im Kindergarten als auch in der weiterführenden Schule arbeiten darf, kann ich das rwandische Schulsystem in vielen Facetten erleben, worüber ich mit einigen meiner Kolleg*innen oder anderen Bekannten sehr spannende Gespräche führen kann.
So langsam schleicht sich bei mir nun eine Routine ein, auch wenn der Arbeitsalltag noch nicht 100%tig feststeht und ich aufgrund meiner lange andauernden Erkältung noch nicht so viele Freizeitaktivitäten ausüben kann. Ich fange dennoch an, mich einzuleben, treffe mich manchmal mit Lehrer*innen von der Boarding School nach der Schule und versuche, jeden Tag ein bisschen mehr Kinyarwanda zu lernen. Außerdem höre ich fleißig rwandische Songs, die ich von Lehrkräften oder Schüler*innen gezeigt bekomme und übe das Waschen mit der Hand, in dem ich auch langsam besser werde.
Ich denke, es wird bei mir noch etwas dauern, bis ich wirklich ganz angekommen bin, aber ich freue mich auf die nächsten Wochen und die viele neuen Erfahrungen, die ich noch machen werde.
Bis dahin, machts gut!
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