Hallo ihr Lieben,

Es sind nun schon 2 ½ Monate vergangen seitdem ich meinen letzten Blogeintrag veröffentlicht habe. In dieser Zeit habe ich einiges erlebt und war hauptsächlich mit meinem Arbeitsalltag beschäftigt.

Hier erst einmal ein kleiner Überblick, wie mein Alltag bis zu den ersten Schulferien, die ich hier miterlebt habe, ungefähr aussah:

7:00-12:30 Uhr: Ich bin im Kindergarten und verbringe die Wochen immer rotierend in einer der 3 Klassen (Baby-Class (Alter 3-4), Middle-Class (Alter: 4-5), Top-Class (Alter: 5-6))

12:30-13:30 Uhr: Mittagspause

13:30-17:00 Uhr: Ich bin in der weiterführenden Schule und übernehme in 9 Klassen jeweils eine Freistunde in der Woche, in denen ich englische Sprach-Übungen mache

17:00-22:00 Uhr: Entweder ich wasche, koche oder räume auf oder ich treffe mich mit Lehrer*innen oder anderen Freund*innen. Außerdem gehört nun eine Deutsch-Stunde mit 3 Schüler*innen des Internats und eine Englisch-Stunde mit 3 Lehrerinnen der anderen Schule zu meinen festen, wöchentlichen Beschäftigungen.

Langweilig wird mir also eigentlich nie. 😉

An den Wochenenden war ich entweder in Rukoma und habe mich mit Freund*innen getroffen, Kirchen oder Veranstaltungen der Schule besucht oder ich bin mit dem Bus an einen anderen Ort gefahren. Am häufigsten war ich in der Hauptstadt Kigali, die nur 90 Minuten von Rukoma entfernt ist, und habe dort Menschen besucht oder Dinge eingekauft, die ich in meinem Dorf nicht kaufen kann (in Kigali gibt es deutsches Roggenbrot!! – einfach ein Träumchen).

Ein Erlebnis in Kigali möchte ich euch etwas genauer beschreiben: Ich habe nämlich die kürzlich gegründete German Language Academy „Die Sprache Hub“ besuchen dürfen. Diese Schule wurde von Maurice Mwizerwa gegründet, der in Rwanda geboren wurde, aber nun seit 15 Jahren in Deutschland lebt. Die Schule bietet Deutsch-Kurse sowohl für berufstätige Menschen als auch für Schüler*innen an und möchte den Austausch zwischen Rwanda und Deutschland stärken. Es sollen auch FSJ- oder Aupair-Programme etabliert werden und nach meinem Gespräch mit Maurice war ich sehr beeindruckt von seiner Motivation und seinen Plänen. Ich bin auf diese Schule gestoßen, da einer meiner Schüler im Internat, dem ich Deutsch-Unterricht gebe, die Ferienkurse dieser Schule besucht und mir davon berichtete. Ich bekam von Maurice dann eine Tour durch die Schule und durfte mich in den zwei Klassen, die gerade Unterricht hatten, vorstellen und ein paar Gespräche mit den Lernenden führen. Es kommt nicht häufig vor, dass die Lernenden mit einer Muttersprachlerin sprechen können, daher bat Maurice mich, nochmal für einen kleinen Talk zurückzukommen, in dem ich über Deutschland und meine bisherigen Erfahrungen berichten kann und die Lernenden Fragen an mich stellen können.

Die nächsten Besuche sind auf jeden Fall schon geplant 🙂

Mein Besuch in einer der Klassen der „Die Sprache Hub-Academy“ (links: Maurice Mwizerwa)

Ein anderes interessantes Erlebnis an einem der vergangenen Wochenenden war der Besuch einer EPR-Kirche in einer benachbarten Gemeinde von Rukoma. Ich bin dort mit meiner Mentorin Sister Marie-Jeanne und ihrer Mitbewohnerin Sister Marceline mit dem Moto hingefahren, was alleine schon ein Abenteuer war. In Rukoma und Umgebung gibt es keine asphaltierten Straßen, sondern nur sogenannte „dust-roads“ und da Rwanda nicht umsonst das „Land der 1000 Hügel“ heißt, geht es durchaus auch immer mal wieder steil ab- oder aufwärts. Nachdem ich also eine halbe Stunde auf dem Moto durchgeschüttelt wurde, kamen wir bei der Kirche an und wurden direkt von der Pastorin und anderen Mitgliedern des Kirchenvorstands begrüßt. Wir durften dann sogar hinter dem Altar auf einer kleinen Bühne sitzen, wodurch wir die ganze Kirche überblicken konnten.

Unser Blick in die gefüllte Kirche

Nach dem etwa 5-stündigen Gottesdienst (das ist sogar für die gewohnten Verhältnisse in Rukoma echt lang) waren wir noch bei der Pastorin und ihrer Familie zum Essen eingeladen. Dort haben wir dann noch lange gesessen und gequatscht, wobei ich natürlich (wenn gerade kein Englisch gesprochen wurde) nur ca 20% des Gesprächs in kinyarwanda folgen konnte. Es war trotzdem sehr schön, mal eine andere Kirche zu sehen und wieder neue, interessante Menschen kennenzulernen.

         

Schließlich habe ich ein Wochenende im Dezember noch in Rubengera verbracht– ein Dorf nahe des Kivu-Sees, in dem zwei meiner Mitfreiwilligen Lucy und Hanna leben. Dort durfte ich einen Tag lang Hanna in ihre Einsatzstelle, die Indatwa-School, begleiten, was für mich ein total spannendes Erlebnis war, da ich gemerkt habe, wie anders diese Schule im Gegensatz zu meiner Schule in Rukoma ist. Man hat deutlich den Unterschied zwischen privater und öffentlicher Schule sehen können, da die Indatwa-School (neu und privat) ganz anders ausgestattet ist als die GSRI in Rukoma (öffentlich), zum Beispiel was Papier oder Spielzeuge angeht. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass die Kinder in der Indatwa-School schon sehr viel englisch sprechen können im Gegensatz zu den Kindern, mit denen ich in der GSRI Kontakt habe. Dies ist natürlich nur meine eigene Erfahrung und nur ein Vergleich zwischen zwei Schulen. Ich kann keinesfalls für das ganze Land sprechen, dennoch ist mir das aufgefallen und es hat mich einfach sehr überrascht, dass der Unterschied zu meinem Alltag in der Schule doch so groß war.

Am darauffolgenden Tag durfte ich Lucy und Hanna zu einer Hochzeit eines Lehrerkollegen von Hanna begleiten. Kurzerhand wurden Lucy und ich, die eigentlich nur als Gäste der Hochzeit eingeladen waren, als Service-Kräfte eingespannt und waren für das Austeilen der Getränke und des Essens mitverantwortlich. Dafür durften Hanna und ich dann sogar das traditionelle Gewand anziehen, das alle weiblichen Service-Kräfte an diesem Tag trugen. Mir hat das sehr viel Spaß gemacht, weil wir direkt ins Team aufgenommen wurden und ich mich gleichzeitig auch noch ein bisschen nützlich machen konnte.

Die Hochzeit war spannend für mich, da es die erste rwandische Hochzeit war, die ich erleben durfte. Es startete zunächst traditionell mit der Verhandlung der “dowry“ (=Mitgift), welche von zwei Männern der jeweiligen Familien übernommen wurde. Dort erschienen die Braut und der Bräutigam selbst auch in einem traditionellen Gewand. Danach gab es einen Gottesdienst in der Kirche, in dem die Braut dann ein pompöses Brautkleid in weiß und der Bräutigam einen schicken Anzug trug. Nach dem Gottesdienst, wo sich das Brautpaar das Ja-Wort gab, ging es zurück zur vorherigen Location und es folgte die Geschenkübergabe mit Musik und Tanz.

Schließlich war die Feier gegen 7 Uhr abends vorbei, was uns sehr verwunderte, da wir dachten es würde eine lange After-Party folgen. Allerdings wurde uns dann erklärt, dass die Hochzeitsfeiern in Rwanda häufig so früh aufhörten, da der ganze Tag für das Brautpaar sehr anstrengend ist und die Hochzeit auch noch einige Tage mit Besuchen in den Familien und vielem anderen weitergeht, sodass nur wenige Paare sich für eine lange Tanzparty entscheiden.

Das Brautpaar, wir Freiwillige und zwei Sisters der Community

Am dritten Tag folgte noch eine weitere Feier und zwar eine Jubiläums-Feier der Sisters-Community. Zwei ältere Schwestern feierten ihr 25-jähriges Jubiläum in der Community und 4 jüngere Schwestern ihr 5-jähriges Jubiläum, was noch mit einer Erneuerung ihres Gelübdes verbunden war.  Zwischendrin wurde wieder viel gesungen und getanzt, was wie immer sehr viel Spaß gemacht hat.

Eine Sister erneuert ihr Gelübde    Unsere Outfits für die Feier

Dann war das ereignisreiche Wochenende auch schon vorbei und ich habe meine vierstündige Heimreise angetreten.

Wie ihr seht, darf ich immer wieder viele neue und tolle Dinge erleben und viel dazu lernen. Meine letzten Monate waren voll von Erfahrungen, die mich oft herausgefordert, aber auch sehr bereichert haben. Die Wochen sind so schnell vergangen, aber gleichzeitig ist auch so viel passiert, das ich das gar nicht alles in Worte fassen kann.

Und obwohl mir dadurch eigentlich gar keine Zeit für Heimweh blieb, hat es mich dann doch in der Vorweihnachtszeit ein kleines bisschen erwischt.  Auf Weihnachten freue ich mich normalerweise immer sehr, da dann meine Familie zusammen kommt und wir zusammen Spiele spielen, essen und Musik machen können, wofür sonst nicht oft Zeit ist. Und gerade die Adventszeit heißt für mich Vorfreude auf Weihnachten, Weihnachtsmärkte besuchen, Tee und Glühwein trinken, Plätzchen backen und gemütlich vor dem Kamin sitzen. Das sind erst einmal nur banale Dinge, die für mich allerdings meine Weihnachtsstimmung ausmachen. Es ist ganz klar, dass es dieses Mal anders war, da ich in Rwanda bin, wo es nie kälter als 14 Grad wird und es weder Weihnachtsmärkte noch Glühwein gibt. Ich habe in dieser Zeit vor allem mehr an meine Familie und an Freund*innen gedacht, die sich gerade viel treffen und Zeit miteinander verbringen, während ich mich gefühlsmäßig in einer ganz anderen Lebensrealität befinde. Da hat es mir dann trotzdem geholfen, viel zu unternehmen, mich mit Leuten zu verabreden oder unterwegs zu sein und viele schöne Erlebnisse zu sammeln.

Letztendlich ging die Phase auch schneller wieder vorbei als gedacht und ich bin sehr dankbar, dass ich überhaupt die Möglichkeit habe, meine Zeit hier in Rwanda zu verbringen und Erfahrungen machen zu dürfen, an die ich mich noch sehr lange erinnern werde.

Machts gut, bis zum nächsten Mal!

2 Responses

  • Katharina Drusenheimer

    Hallo liebe Marie-Sophie,

    Gerade hat mir Petra erzählt, dass du einen Blog hier hast. Wow, schon beim lesen war ich sprachlos über die wundervollen Momente die du erleben darfst. Unglaublich, es ist so spannend zusehen wie das Leben in einer ganz anderen Region unserer Welt so läuft.

    Wir wünschen Dir noch ganz viele solcher Erinnerungen. Toll, das Du das machst.

    Viele liebe Grüße aus dem schneebedeckten Hüffelsheim. Ben liebt den Schnee und hat mit den Kindern Spaß ohne Ende.

    Liebe Grüße von uns 4
    Katha

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    • Marie Sophie Gerth

      Hallo liebe Katha,

      Freut mich, dass es euch allen gut geht😊 Jakob und Theo sind ja schon meeega groß geworden😯
      Schön, dass dir der Blog gefällt, ich versuche, wenn ich Zeit habe, immer mal einen kurzen Einblick in einen Teil meiner Erfahrungen zu geben. Jetzt ist auch schon fast ein halbes Jahr rum😅

      Grüß die Jungs (inklusive Ben natürlich) von mir 😉

      Antworten

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